Alarmstufe Rot- wie die Spekulation die Marktwirtschaft
aushöhlt
Die Warnungen vor dem Hochfrequenzhandel stammen nicht von
ungefähr. Diese Automatismen befeuern die Händler in ihrem maßlosen Streben
nach immer mehr Gewinn. Dass dabei ganze Volkswirtschaften ins Straucheln
geraten können, ist den Marktakteuren bewusst, jedoch völlig egal. Es wird mit
Milliardensummen spekuliert und damit noch so jede Gefahr für die soziale
Marktwirtschaft wissentlich eingegangen. Diese Heuschrecken-Banker haben die
nunmehrige Krise durch ihr rundweg Gewinn maximiertes Profitstreben erst in
Gang gebracht. Im Bewusstsein im Ernstfall von den Staaten mit Unsummen an
Steuergeldern gerettet zu werden, blende jedes Risiko aus.
Zurzeit ist Deutschlands Exportstärke in aller Munde, Deutschland
ist de facto Exportweltmeister, auf Kosten der Schwellenländer wohlgemerkt.
Denn jeder Exportüberschuss erzeuge ein proportionales Ebenbild in den
Importländern, die demzufolge Außenhandelsdefizite aufweisen. Das ist die
Kehrseite des Medaillons, das im vollen Tatendrang unvoreingenommen, sei es
durch Wissen oder grobe Fahrlässigkeit, nicht wahrgenommen werden will. Waren
es Schwellenländer wie Argentinien, Brasilien, Türkei oder Indonesien, die noch
vor kurzer Zeit ertragreiche Gewinnmargen in ihren Währungen versprachen, sind
es ebenjene Staaten, die nun in Währungsturbulenzen geraten sind.
Ausschlaggebend für den Trend ist das Herdenverhalten der Händler, die mit der
Masse mitziehen wollen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Die essentiellen
Außenhandelsdefizite lassen die betroffenen Länder in wirtschaftliche Not
geraten und müssen konsequenterweise durch Rettungsschirme gerettet werden.
Dafür werden die Exportüberschüsse Deutschlands, was zumindest europäische
Länder anbetrifft, herangezogen. Deshalb ist es blauäugig zu behaupten
Deutschland schwämme im Reichtum, da es immerzu wirtschaftliche Hilfe für
marode Staaten liefern müsse. Dabei sollte man nicht unerwähnt lassen, dass
Deutschland somit ein politisches Druckmittel habe, Europa nach seinem
Gutdünken zu gestalten. Insofern könne man mit Reichtum politische
Reformprozesse in die Wege leiten und eine gewichtige Rolle innerhalb der
europäischen Staatengemeinde spielen.
Dass nun an dem gierigen Profitstreben der Banken ein
Exempel statuiert werden soll, zeigt sich gerade bei dem Liborskandal, dem sich
die EU angenommen hat und folgerichtig zu dem Schluss gekommen ist
Insiderhandel strafrechtlich zu bestrafen. Die betroffenen Banken haben sich
rechtswidrig abgesprochen Geld zu einem vorher vereinbarten Zinssatz zu leihen
und sich somit den Grundsätzen der freien Marktwirtschaft entzogen. Die
Deutsche Bank müsse sich demnach vor dem Kadi verantworten und einen Anteil an
den Strafzahlungen in Höhe von 1,7 Milliarden Euro beteiligen. Die EU habe
treffend betont, dass solche Verhaltensweisen künftig mit Gefängnisstrafen
belegt werden sollen und einen Mindeststrafrahmen von vier Jahren geschaffen,
die Höchststrafen hierfür sollen die Länder selbst festlegen können.
Ein weiterer Streitpunkt, der offen in Raum steht, ist die
Agrarspekulation, welche erhebliche Bedenken zum Vorschein kommen lassen habe.
Ferner wird auf Lebensmittelpreise Einfluss genommen und zu Lasten der
Notleidenden spekuliert. Die europäische Kommission habe sich festgelegt einen
einheitlichen Rahmen dafür zu schaffen, wie man mit dieser Thematik fürderhin
umgehen solle, um der ausufernden Nahrungsmittelspekulation einen Riegel
vorzuschieben. Bundesagrarminister Friedrich begrüßte diesen Schritt.
Es wird klar, dass ein „Weiter so“ nicht mehr tragfähig ist.
Veränderungen in der Denkweise der Banker müsse Einzug halten, um die
Weltwirtschaft vor dem Kollaps zu bewahren. Deshalb müsse man den
automatisierten Hochfrequenzhandel eindämmen und sich auf besonnenes
Wirtschaften zurückbesinnen, wovon leider nicht auszugehen ist. Solange die
Gier regiert, sind Veränderungen nicht zu erwarten!
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